Archiv nach Monaten: November 2017

Stuttgarter Zeitung: Kommentar zum Reformationstag

„Das Jubiläum des Thesenanschlags von Wittenberg ist gut gewürdigt worden – aber wie geht es weiter?“ fragt die Stuttgarter Zeitung.

Der Kommentator der Stuttgarter Zeitung meint: „Fast ein Jahrzehnt lang hat das 500-Jahr-Jubiläum des Beginns der Reformation die evangelische Kirche motiviert und vorangetrieben. Am Reformationstag erfolgte in Wittenberg das große Finale, die Spitze des Staates war versammelt, um dem unbeugsamen Kirchenrebellen und Freiheitsliebhaber Luther die Ehre zu erweisen. Ein Schulterschluss zwischen Volkskirche und Staat. Und wie geht es weiter?

Bei der anstehenden Synode der evangelischen Kirche in Bonn wird es um Fragen gehen, ob die hohen Millionenbeträge von Bund, Ländern und Kirche für die Reformationsfeiern zu Recht geflossen sind. Denn manche Großevents – Kirchentage und Weltausstellung – floppten, hatten enttäuschend wenig Publikum. Die inhaltliche Auseinandersetzung mit Luther war wertvoll, aber es bleibt die kritische von Friedrich Schorlemmer gestellte Frage: War dieses Mammutprogramm nicht eine Selbsttäuschung? Ist es nicht versäumt worden, die Krise der Kirche in der säkularen Gesellschaft offen anzusprechen?

Ein Radiokommentator im Reformationsland Sachsen-Anhalt musste übrigens darauf hinweisen, dass der Feiertag am Dienstag der Reformation zu verdanken sei und nicht Halloween. Sonntags bleiben hier viele Kirchenbänke leer. Die evangelische Kirche hat kein Rezept, wie sie die Menschen wieder faszinieren kann.“

Quellenangabe: http://www.presseportal.de/pm/48503/3776254